Saedis gewidmet…

Saedis, eine Islandstute, ging schon durch viele Menschenhände. Scheinbar kam niemand wirklich mit ihr zurecht. Niemand sah, dass sie psychisch und physisch immer mehr abbaute. Sie war dabei sich auf zu geben. Leider geht es vielen Pferden so. Sie sollen funktionieren, werden oft als Sportgerät missbraucht, werden auf viel zu kleinen Koppeln gehalten oder noch schlimmer in einer Box.

In der Natur bewegen sich Pferde die meiste Zeit am Tag in ihren ganz eigenen Rhythmus. Sie leben in Herdenverbund und sprechen die Pferdesprache. Leider sind Pferde in der Gefangenschaft sehr eingeschränkt in ihren natürlichen Instinkten. Man spricht ihnen sogar ihre natürlichen Essinstinke ab, geschweige, dass man ihnen gebührend dankt, was sie für uns Menschen alles tun.

Ähnlich muss es Saedis auch gegangen sein. Ich kenne sie nun seit mehr als einem Jahr und arbeite mit ihr intensiv. „ARBEITEN“ bedeutet aber nicht, dass ich auf ihrem Rücken sitze und sie zu irgendwelchen unnatürlichen Lektionen zwinge. „ARBEITEN“ heißt hier, sie zu beobachten, mit ihr spazieren zu gehen, sie zu berühren, sie zu massieren, sie zu pflegen und ja, ihr zu helfen ihren Körper zu spüren und ins Gleichgewicht zu kommen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis wir eine Bindung aufbauen konnten. Anfangs drohte sie mir mit Beißen und ein einziges mal auch mit dem Huf. Doch ich fühlte sie und wusste sie würde mir nie absichtlich weh tun. Ich vertraute ihr immer mehr und ich sprach auch mit ihr, doch lange zeigte sie nicht wirklich eine Reaktion. Trotzdem konnte ich sehen, dass sie mir vertrauen wollte und merkte es an Kleinigkeiten. Mal ein Ohr in meine Richtung, mal einen Blick zu mir, dann kam sie sogar einmal in der Freiarbeit auf mich zu. Dies sind für mich und Saedis große Erfolge. Doch was sie letzte Woche zeigte, ließ mein Herz schmelzen.

2 Monate konnte ich nicht mehr zu ihr und ich befürchtete schon sie würde mich nicht mehr kennen oder gar ignorieren. Doch als ich zu ihr kam, drehte sie sich zu mir und ihre Augen fingen an zu leuchten. Ich kann euch gar nicht in Worte beschreiben wie schön sich allein diese Geste anfühlte. Ich „schrubberte“ sie und Saedis genoss es in vollen Zügen. Sie streckte ihren Hals, sie zwinkerte mir zu, sie schmiegte ihren Kopf unter meinen Arm und verhielt in dieser Geste. Wer schon mal ein Pferd hatte, dass das Vertrauen zum Menschen verloren hatte und dann versucht dir zu vertrauen, kennt dieses unbeschreibliche Gefühl, dass mir durch und durch ging. Ich sprach noch eine Weile mit ihr und zum ersten Mal konnte ich sehen, wie sie jedes Wort in sich aufnahm. Auch ihre Augen zeigten mir wie sehr sie mich vermisst hatte.

Dies Zeit mit ihr berührte mich in der tiefe meines Herzens und meine Freude kann ich immer noch nicht beschreiben. Diese tiefe Traurigkeit, die sie bis dahin immer in sich trug und auch in ihren Augen wieder spiegelte, war verschwunden.

Dieses Bild ist Saedis gewidmet. Ich glaube nicht, dass ich zu diesem Bild noch etwas hinzufügen sollte…..

In Dankbarkeit und Liebe

Eure Astrid

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